Mit einer kurzfristig einberufenen Gemeinderatssitzung, die von GemeinderätInnen der SPÖ gefordert wurde, wird eine sehr ungewöhnliche Maßnahme beschlossen. Für drei Straßenzüge hat der Gemeinderat einen Bausperre verhängt. Konkret geht es darum, dass in einem Fall der Siedlungscharakter erhalten bleiben soll und im anderen Fall zumindest die Parkmöglichkeit bei zukünftigen Projekten mehr Berücksichtigung finden muß. Geplante Projekte für die Zukunft müssen in die örtliche Raumordnung und ins Ortsbild besser eingebunden werden. Diese will der Gemeinderat neu ausarbeiten.
Konkret geht es um die Schneeweißstraße, wie um einen Teil der Moosbrunnerstraße auf Höhe des Mandelteiches und unter anderem auch um das Grundstück der ehemaligen Familie Vecera. Ebenso geht es um die linke Seite der Dr. Figlstraße Richtung Oberwaltersdorf und der Bachgasse. Die betroffene Grundstücke sind am Plan blau markiert.
Warum? Das örtliche Raumordnungsprogramm sieht im Moment folgendes vor: Pro Wohneinheit muss ein Parkplatz geschaffen werden. Mittlerweile ist es meist so, dass zumindest zwei Parkplätze benötigt werden, da es mittlerweile in fast jeder Familie zwei Autos gibt.
Wie würde das entlang der Figlstraße aussehen, Stichwort leeres Grundstück, Stichwort ehemaliges Volksbankgebäude, wenn dort jeweils 10 Wohnungen entstehen würden und nur 10 Parkplätze berücksichtigt werden müssten? Wo würden die anderen Autos parken? Wo die BesucherInnen? Das würde ein zusätzliches Verkehrs- und Parkplatzchaos in dieser Straße und am Hauptplatz bedeuten.
Ähnliches gilt für die Grundstücke im anderen Bereich. Dort will die Gemeinde den Siedlungs- und somit den Einfamilien- bzw. Reihenhauscharakter erhalten.
Bürgermeister Andreas Kollross zur Bausperre: "Damit wir in diesen beiden Bereichen handlungsfähig bleiben und nicht von etwaigen Projekten überrascht werden, die wir dann nicht mehr beeinflussen können, haben wir uns für die vorübergehenden Bausperren entschieden. Es bedeutet gleichzeitig nicht, dass dort in nächster Zeit keine Einfamilienhäuser gebaut werden dürfen. Es bedeutet allerdings schon, dass bis zur Ausarbeitung einer neuen Raumordnung, keine „Monsterwohnungsprojekte“ in diesen Bereichen entstehen können, die der Intention der Bausperre widersprechen. Die neue, abgeänderte Raumordnung soll darauf abzielen, dieses auch für die Zukunft zu gewährleisten."
Kollross erklärt weiter: "Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten für das gesamte Gemeindegebiet die bestehende Raumordnung komplett überarbeiten und optimieren. Sie soll an die neuen Erfordernisse unserer Ortsentwicklung angepasst werden. Oberstes Gebot ist für uns, dass wir dabei die Parkmöglichkeiten besser berücksichtigen. Ebenso wollen wir verhindern, dass auf engstem Raum inmitten von Einfamilienhäusern eine Vielzahl an Wohnungen geschaffen werden darf. Nicht nur in den oben genannten Bereichen, sondern im gesamten Gemeindegebiet wollen wir uns daran bei der Neuausarbeitung orientieren."
"Auch wenn die Grundstückspreise immer teurer werden und damit eine Verdichtung des Wohnraumes einhergeht, geht es vor allem darum, die AnrainerInnen zu schützen. Sie haben ein Recht darauf, weiterhin in einer ähnlichen Siedlung zu leben, wie sie diese damals vorgefunden haben. Kleine Veränderungen, ein zweites Wohnhaus auf einem Grundstück, eine Aufstockung - das ist okay. Aber Monsterprojekte in einem Siedlungsgebiet oder ohne genügend Parkmöglichkeiten Wohnungsbau zuzulassen? Ich meine: Nein, Danke!", so Kollross abschließend.